East meets North

Japandi

Hygge mit karierten Vorhängen und Ringelsocken war gestern: Der skandinavische Stil präsentiert sich heute von seiner minimalistischen Seite. Mit der reduzierten Ästhetik des klassischen japanischen Designs hat er den perfekten Partner gefunden: Japandi heißt der neue Trend, der gerade die Wohnzimmer der Nation erobert.

 

Weniger ist mehr

Ob gezielt nach strengen Regeln arrangierte Zweige, in aufwendiger Handarbeit gefalteter Papierschmuck oder in kleinen Schälchen angerichtete einzelne Leckerbissen: In kaum einem anderen Land wurde eine auf das Wesentliche reduzierte Ästhetik so sehr zur Kunstform erhoben wie in Japan. Einige Elemente der japanischen Einrichtung wie das Futonbett hat (leicht an westliche Vorlieben angepasst) längst auch unsere Wohnungen erobert. Hier vereinten sie sich mit den puristischen Entwürfen des modernen skandinavischen Stils zum großen Japandi-Trend.

Eine überladene Einrichtung mit vielen Farben und Accessoires bedeutet zusätzlichen Stress für die im turbulenten Alltag ohnehin oft schon strapazierten Sinne. Japandi reduziert die Ausstattung auf wenige Möbelstücke, die sich durch geradliniges Design und sanfte Farben auszeichnen. Dies beruhigt und entschleunigt.

Die Sitzmöbel sind zierlich und filigran. Statt einer überbordenden Wohnlandschaft stellt ein elegantes Zweisitzer-Sofa auf schlanken Holzbeinen den Mittelpunkt des Zimmers dar. Ein einzelnes Dekokissen genügt. Wenn Sie sich nicht zwischen Ihren Lieblingen entscheiden können, wechseln Sie sie alle paar Wochen. Zeitlose Klassiker des skandinavischen Designs wie die legendären „Ei“-Sessel von Arne Jacobsen schaffen weitere Sitzgelegenheiten.

 

Natürliche Materialien strahlen Wohnlichkeit aus

Ein wichtiges Merkmal von Japandi ist die Verwendung von Naturfasern. Warme braune Naturholztöne lockern das dominante Weiß und Hellgrau der Sitzmöbel auf. Dies kann ein hölzerner Couchtisch oder eine Kommode an der Wand an. Das Holz darf gerne unbehandelt wirken und seine natürliche Maserung zeigen. Entscheidend ist auch hier ein cleanes, schnörkelloses Design.

Körbe, Truhen und sogar Beistelltische aus geflochtenem Bambus oder Sisal verleihen dem Zimmer einen Hauch Leichtigkeit. Bedecken Sie Ihren Parkett- oder Laminatboden mit klassischen japanischen Tatami-Matten aus Igusa-Gras und Reisstroh. Skandinavien trägt warme, hyggelige Elemente für die kalte Jahreszeit bei: Ein Hochflorteppich in gedeckten Tönen wie Hellgrau oder Beige vor dem Sofa schafft Gemütlichkeit. Dazu kuscheln Sie sich abends in eine dicke flauschige Wolldecke.

 

Wabi-Sabi: die Kunst der Reduktion

Kern des japanischen Einrichtungsstils ist die Philosophie des Wabi-Sabi, die dem Zen-Buddhismus entspringt. Gemeint ist damit die Reduzierung auf einige wesentliche Dinge, die dadurch umso besser zur Geltung kommen. Ersetzen Sie das hohe Standregal voller Bücher, Dekofiguren und Kleinkram durch ein einzelnes Wandboard oder einen Regalwürfel. Spüren Sie, welche visuelle Kraft von einem sorgfältig ausgewählten dekorativen Objekt ausgeht: einer Skulptur in der Mitte des Würfels oder einer schlanken Vase, in der eine einzige Kunstblume steckt.

Es müssen dabei nicht unbedingt teure neue Designerstücke sein. Wabi-Sabi umfasst ausdrücklich alte Lieblinge, die Ihnen seit Langem Freude bereiten. Die Schale aus buntem Murano-Glas, die Sie vor 20 Jahren in Venedig gekauft haben, geht nicht mehr zwischen anderen Dekoartikeln unter, sondern kommt solo auf der Kommode wieder richtig zur Geltung. Zweifellos werden Sie ein wenig entrümpeln müssen, wenn Sie Ihr Zimmer neu mit Japandi einrichten. Denken Sie philosophisch: Jeder ungenutzte Gegenstand, von dem Sie sich trennen, ist die Befreiung von einer Last.

 

Tipps zur Farbauswahl

Die reduzierte Ästhetik von Japandi setzt vor allem auf gedeckte Farben wie Weiß und Beige. Ist Ihnen dies zu sanft, können Sie die Einrichtung durch einige gezielt eingesetzte Elemente farblich auflockern. Verwenden Sie eine skandinavische Leuchte mit goldenem oder kupferfarbenem Schirm, die über dem Sofa von der Decke hängt oder als Standleuchte eine Ecke ziert. Arbeiten Sie dazu mit einer intensiven Farbe: Setzen Sie ein Ikebana-Gesteck mit zarten grünen Zweigen und einer leuchtend roten Blüte oder eine Schale mit rotbackigen Äpfeln in Szene.

Möchten Sie die Wände dekorieren, bleiben Sie dem Purismus des Japandi treu. Hängen Sie ein oder mehrere Bilder im Stil der traditionellen japanischen Sumi-e-Malerei auf, bei der wenige simple schwarze Pinselstriche zur Andeutung von blühenden Zweigen oder ganzen Berglandschaften genügen.

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